„Peace, love and good times“: Nile Rodgers & Chic trotzen mit gut 3500 Fans und zahlreichen Disco-Pop-Klassikern dem Hamburger Regenwetter im Stadtpark
Text und Fotos von Gérard Otremba
Man hegte ja schon die Befürchtung, das Konzert von Nile Rodgers & Chic könnte den widrigen Wetterverhältnissen zum Opfer fallen. Den ganzen Montag über Dauerregen in Hamburg, zwischenzeitlich sogar sintflutartige Schauer, auch mögliche Gewitter kamen in Vorhersagen vor, also keine guten Voraussetzungen für einen stimmungsvollen Abend im Stadtpark. Doch als der 70-Jährige Gitarrist mit seiner achtköpfigen Band Chic um die Sängerinnen Kimberly Davis und Audrey Martells um 20.00 Uhr die Stadtpark-Open-Air-Bühne betritt, meinen es die Wettergötter dann doch noch halbwegs gut mit den circa 3500 Gästen. Wolkig, aber weitestgehend trocken von oben, als Nile Rodgers & Chic wie zur Stimmungsaufhellung sofort mit ihrem bekanntesten Hit
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„Le Freak“ loslegen.
Nile Rodgers und der unwiderstehliche Disco-Groove
Und wer zu diesem geschmeidigen wie funky Disco-Klassiker aus dem Jahre 1978 nicht automatisch in Bewegung gerät, hat den Groove nicht verstanden. Disco- und Popmusik mit Soul- und R&B-Anteilen sind am 31.07.2023 Trumpf im Hamburger Stadtpark. Denn nicht nur das mit dem längst verstorbenen Bassisten Bernard Edwards gegründete Projekt Chic hat Nile Rodgers mit seiner berühmten Fender Stratocaster geprägt, auch als Produzent und Komponist war der 1952 in New York geborene Musiker an etlichen berühmten Platten und Hits beteiligt. Eine jüngere Generation Musikhörer entdeckte Nile Rodgers vor zehn Jahren, als sein mit Pharell Williams und Daft Punk komponiertes „Get Lucky“ an die Spitze zahlreicher Single-Charts stürmte. Aber auch für und mit Madonna, David Bowie, Diana Ross, Sister Sledge, Sheila & B. Devotion, Duran Duran und Beyoncé arbeitete der sechsfache amerikanische Grammy-Gewinner.
„The Hitmaker“
Rodgers hat den wohl lässigsten und unaufdringlichsten Fender-Stratocaster-Disco-Funk-Soul-Groove mit seiner auf „The Hitmaker“ getauften Gitarre aller Zeiten erfunden. Ein songdienlicher Gitarrist, der durch sein Charisma und seine Aura beim Hamburger Auftritt im Mittelpunkt steht, aber nie aufgesetzt, sondern mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit. Trotz des zwischenzeitlich wieder teils stark aufkommenden Regens lassen sich Rodgers und Chic sowie das Publikum die gute Laune – und für nichts anderes sorgen diese catchy Licks – nicht verderben. „Everybody Dance“ und „Dance, Dance, Dance“ geben schon früh die Richtung vor. Von „I’m Coming Out“ und „We Are Family“, über „Like A Virgin“, „Modern Love“, „Cuff It“ und „Get Lucky“ hin zu „Lost In Music“, „Spacer“, „Notorious“ und „Let’s Dance“ – mehr großartige Disco-Tanz-Musik geht nicht.
Und Tanzen lässt es sich auch in Regencapes ganz vorzüglich. Nach vollgepackten 90 Minuten und dem abschließenden „Good Times“ („Peace, love and good times“ seien die Werte, für die sie stünden, so Nile Rodgers in seiner Ansage) samt „Rapper‘s Delight“ schüttelt Rodgers noch zahlreiche Hände und verschwindet unter tobendem Applaus. Wieder einmal ein unvergesslicher Auftritt einer lebenden Musiklegende beim Stadtpark-Open-Air.
